Die AGENDA 21 Hohenbrunn organisierte einen Erfahrungsaustausch mit den Energie- und Klimaschutzakteuren der Stadt Isny im Allgäu. Das Treffen fand am 21. November 2016 statt. Teilnehmer aus Hohenbrunn waren die Mitglieder der Projektgruppe „Wärmenetz“ im Rahmen des Klimaschutzkonzepts der Gemeinde Hohenbrunn. Abfahrt ins Allgäu war um 6:30Uhr, das Informationsprogramm in Isny sollte pünktlich um 9:00Uhr starten.
Wir wurden sehr gastfreundlich im Rathaus begrüßt, wo sich der erste Bürgermeister Rainer Magenreuter rund zwei Stunden Zeit nahm, um seine Stadt und die vielen Aktivitäten in Sachen Energiewende und Klimaschutz vorzustellen und zusammen mit VertreterInnen der Stadtverwaltung, der lokalen Energiegenossenschaft und energiewirtschaftlich tätiger Unternehmen Fragen zu beantworten.
In seinem kurzen historischen Rückblick berichtete der Bürgermeister, dass Isny bereits 1365 „Freie Reichsstadt“ wurde. Heute nennt sich Isny mit einigem Stolz „Freie Energiestadt“.
Gespräch mit dem Bürgermeister (2ter von links)
Begleitet durch die Energieagentur Ravensburg nahm Isny 2009/2010 am European Energy Award teil und erreichte 2014 die eea-Zertifizierung in Gold als Europäische Energie- und Kimaschutzgemeinde. Die Rezertifizierung ist für 2018 geplant. 2011 hat Isny ein energiepolitisches Leitbild verabschiedet.
Die Stadt veranstaltet jedes Jahr einen inzwischen viel beachteten Energiegipfel, in 2017 bereits zum zehnten Mal.
Basis für die vielfältigen Aktivitäten in der „Freien Energiestadt“ war und ist ein Konzept zum Umbau der Energieversorgung der Gemeinde Isny/Allgäu auf nachhaltige und erneuerbare Energieträger bis zum Jahre 2050, das Prof. Klaus Pfeilsticker, Institut für Umweltphysik an der Universität Heidelberg, im Jahr 2008 erstellte. Die Vision ist ein CO2-freies Isny. Die Fortschritte werden seit 2008 durch eine im Stadtzentrum in unmittelbarer Nähe zum Rathaus installierte CO2-Messstation überwacht und dokumentiert.
Mitglieder der AGENDA 21 Hohenbrunn hatten den Informationstag vor allem wegen der Erfahrungen in Isny mit dem Aufbau und Betrieb von Wärmenetzen vorgeschlagen.
Hackschnitzelheizwerk der Bio-Energie-Isny
Wir konzentrierten uns bei dem Besuch auf diesen Themenbereich – und konnten viele interessante Informationen und Eindrücke mitnehmen. So hatten wir Gelegenheit zur Besichtigung des modernen Hackschnitzelheizwerks mit einem beeindruckend großen Hackschnitzellager, in dem die angelieferten Holzhackschnitzel aus der Region (30-60% Feuchtigkeit) voll automatisiert verwaltet und laufend umgeschichtet werden können. Das Heizwerk versorgt ein Wärmenetz im Stadtgebiet von aktuell rd. 4 km Länge und liefert jährlich 8.465.000kWh Wärme. Die verwendeten Hackschnitzel ersetzen 973.475 l Heizöl/Jahr, das entspricht einer Einsparung von 2.531 t CO2.
Nach einem Ortswechsel und dem gemeinsamen Mittagessen konnten wir dann eine Biogasanlage besichtigen, die über ein mehr als 8 km langes Gasnetz vier Satelliten-BHKWs im Stadtgebiet versorgt. Damit werden jährlich 18.300.0000 kWh Strom (das entspricht etwa 40% des Strombedarfs in Isny) und 14.700.000 kWh Wärme erzeugt.
Die Mitglieder der Agenda 21 Hohenbrunn Fr. Dr. Martina Kreder-Strugalla und Hr. Franz Braun bei der Besichtigung des BHKW der Biogasanlage der Naturenergie Isny
Biogasanlage der Naturenergie Isny Blick von oben
Das Regionale Energieforum Isny, eine Vereinigung Isnyer BürgerInnen beteiligt sich - wie unsere AGENDA 21-Initiative – vor allem mit Information, Bewusstseinsbildung und Projektanstößen an den Bemühungen zur Energieeinsparung und Realisierung der Energiewende. Besonders gefallen hat uns dabei der „Energiesparpreis Isny“: 30 SchülerInnen wurden zu EnergiesparberaterInnen ausgebildet und in Isnyer Haushalte geschickt. Bisher haben 140 Haushalte an der Aktion teilgenommen und aufgrund der Energiespartipps 9.500 kWh eingespart. Dem jährlichen Gewinner winkt ein attraktiver Preis: Die Stadt Isny bezahlt seine Jahresstromrechnung. Die Aktion hat eine enorme Breitenwirkung – und sie macht Spaß.
(MKS)